Was ist Lupus erythematodes?
Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine Autoimmunkrankheit, an der überwiegend Frauen im gebärfähigen Alter erkranken. In Deutschland leiden 20-40.000 Patienten an dieser Krankheit, weltweit gehen die Schätzungen von bis zu 5 Millionen Patienten aus.[1] Typisch für SLE ist ein rötlicher Hautausschlag (Exanthem) im Gesicht, der von der Farbe her rötlich (griechisch erythros: rot) ist und von Form her einem Schmetterling ähnelt. Früher erinnerte dieser Ausschlag die Menschen an den Biss eines Wolfes, woher sich der Name der Krankheit (lateinisch lupus: Wolf) ableitet.
Außer der Haut kann die Krankheit auch andere Organsysteme befallen. Prognostisch ungünstig ist dabei eine Beteiligung der Nieren in Form einer sogenannten Glomerulonephritis (kurz Lupusnephritis), welche bei bis zu 55% der Patienten mit SLE auftritt.[2] Dafür verantwortlich gemacht werden Auto-Antikörper gegen doppelsträngige DNA, welche sich in den Nieren ablagern und dort eine Entzündungsreaktion hervorrufen.[3] Wie es zur Entstehung von Antikörpern gegen doppelsträngige DNA kommt, ist unklar und seit vielen Jahren Gegenstand intensiver Forschung. Wir wissen nur, dass diese Auto-Antikörper durch das körpereigene Immunsystem produziert werden.
Eine ursächliche Behandlung des SLE existiert bisher nicht. Basierend auf der Produktion von Auto-Antikörpern durch köpereigene Immunzellen werden seit vielen Jahren Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems (Steroide, Azathioprin, Cyclophosphamid, Mycophenolat-Mofetil) für die Behandlung dieser Krankheit angewandt.[4] Nebenwirkungen dieser Medikamente sind Infektionen, Unfruchtbarkeit und das erhöhte Risiko von Krebserkrankungen. Hoffnungen auf neue Therapieoptionen entstanden mit der Entwicklung von sogenannten biologischen Medikamenten, die eine gezieltere Beeinflussung des Immunsystems erlauben sollten. Ungeachtet dessen, dass eines dieser Medikamente erst kürzlich zur Behandlung von SLE zugelassen wurde, weicht die anfängliche Euphorie inzwischen der Ernüchterung. So konnte bisher keines der neuen Medikamente eine Verbesserung von schweren SLE Verlaufsformen mit Nierenbeteiligung zeigen (Link: Neue biologische Medikamente für SLE – Hoffnung oder teure Arzneimittel mit wenig Nutzen?).
Trotz der oben erwähnten Nebenwirkungen wurde durch den Einsatz
von Immunsuppressiva die Prognose von Patienten mit SLE und
Nierenbeteiligung deutlich verbessert. Während Mitte des vergangenen Jahrhunderts noch mehr als die Hälfte dieser Patienten innerhalb der ersten fünf Jahre verstarb, beträgt heute das 10-Jahresüberleben 88 %.[5] Trotzdem leben Patienten mit SLE und Nierenbeteiligung im Vergleich zur Normalpopulation durchschnittlich 23,4 Jahre kürzer.[6] Wenn man zusätzlich die zum Teil erheblichen Beeinträchtigungen durch die Krankheit (z.B. Nierenersatzverfahren bei zerstörter Nierenfunktion) in Betracht zieht, ergibt sich daraus, dass dringend neue Therapieansätze für die Autoimmunkrankheit systemischer Lupus erythematodes erforderlich sind.
LUNIRI VIDEO
- ↑ Danchenko, N., Satia, J.A. & Anthony, M.S. Epidemiology of systemic lupus erythematosus: a comparison of worldwide disease burden. Lupus 15, 308-18 (2006).
- ↑ Ortega, L.M., Schultz, D.R., Lenz, O., Pardo, V. & Contreras, G.N. Review: Lupus nephritis: pathologic features, epidemiology and a guide to therapeutic decisions. Lupus 19, 557-74 (2010).
- ↑ Frese, S. & Diamond, B. Structural modification of DNA-a therapeutic option in SLE? Nat Rev Rheumatol 7, 733-8 (2011).
- ↑ Hahn, B.H. et al. American college of rheumatology guidelines for screening, treatment, and management of lupus nephritis. Arthritis Care Res (Hoboken) 64, 797-808 (2012).
- ↑ Cervera, R. et al. Morbidity and mortality in systemic lupus erythematosus during a 10-year period: a comparison of early and late manifestations in a cohort of 1,000 patients. Medicine (Baltimore) 82, 299-308 (2003).
- ↑ Mok, C.C., Kwok, R.C. & Yip, P.S. Effect of renal disease on the standardized mortality ratio and life expectancy of patients with systemic lupus erythematosus. Arthritis Rheum 65, 2154-60 (2013).